Zu Pflicht- und Freiwilligendienste:
"Friedensfähig, weil freiwillig"
Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat Forderungen, Pflichtdienste einzuführen, kritisiert und stattdessen eine Stärkung der Freiwilligendienste gefordert. Nach Ansicht des Friedensverbandes ist es notwendig, das Potenzial von Freiwilligendiensten besser auszuschöpfen, weil dies für eine Stärkung des sozialen Zusammenhalts und der Demokratie notwendig ist, heißt es in einem Beschluss friedensfähig, weil freiwillig, den die AGDF-Mitgliederversammlung in Berlin-Spandau gefasst hat.
Die AGDF kritisiert, dass in der aktuellen Diskussion die rechtlichen Hürden und die inhaltlichen Nachteile eines Pflichtdienstes viel zu wenig diskutiert würden. Auch werde kaum hinterfragt, ob die aktuellen Rekrutierungsprobleme und eine gewünschte Erhöhung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Bundeswehr ausreichend seien für eine Wehrpflicht in Friedenszeiten. Über eine Wehrpflicht oder eine personelle Aufrüstung der Bundeswehr sollte nach Ansicht des Friedensverbandes nicht diskutiert werden, ohne sich auf breiter gesellschaftspolitischer Ebene auch zunächst damit auseinanderzusetzen, welchen Beitrag Deutschland zu Frieden und Sicherheit in der Welt leisten sollte, heißt es in dem Beschluss.
Junge Menschen, die sich freiwillig in einem Lerndienst für ein Jahr im In- und Ausland für andere oder die ökologische Mitwelt engagieren, würden sich nach Auffassung des Friedensverbandes anschließend aufgrund ihrer besonderen Erfahrungen sehr häufig für ihre Mitmenschen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Verantwortung für die Eine Welt einsetzen. Zugleich würde eine vielfältige Zivilgesellschaft gestärkt, wenn sich Träger, Einsatzstellen und Partnerorganisationen für benachteiligte und bedürftige Menschen, für die natürliche Mitwelt, Demokratie und generell ein besseres Zusammenleben engagierten. Und internationale Freiwilligendienste würden jungen Menschen interkulturelle Lernerfahrungen ermöglichen sowie die Wertschätzung einer vielfältigen Gesellschaft und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern, betont die AGDF.
Daher fordert der Friedensverband von der Politik einen Rechtsanspruch auf einen geförderten Freiwilligendienstvertrag, einen Beitrag zu einer Information aller junger Menschen über Freiwilligendienste, die Förderung einer Kultur der Freiwilligkeit und eine größere Anerkennung freiwilligen Engagements. Außerdem spricht sich die AGDF für ein Demokratiefördergesetz aus, sowie eine dauerhafte Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements in diesem Feld und ein modernes Gemeinnützigkeitsrecht, das Vereinen ohne Angst vor Entzug der Gemeinnützigkeit Aktivitäten für Demokratie und Menschenrechte ermöglicht.
FLEYER vom 'Initiativkreis Frieden in der Evang. - Luth. Kirche in Bayern (IKF)
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Freiwilligkeit und zivile Friedensdienste sind das Gebot der Stunde
Stellungnahme der Geschäftsführer von AGDF und EAK zu Plänen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zur Personalgewinnung
Die Friedensverbände Aktionsgemeinschaft Dienst für die Frieden (AGDF) und Evangelische Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden (EAK) begrüßen, dass Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius keine Form der allgemeinen Wehrpflicht in Friedenszeiten anstrebt, sondern die Entscheidung für den sogenannten Dienst an der Waffe grundsätzlich freiwillig bleibt. Zugleich setzen sie sich dafür ein, dass zivile Friedensdienste größere Anerkennung und Unterstützung durch Staat und Gesellschaft erfahren.
FRIEDENSAPPELL
von SANT ' EGIDIO
zum Abschluss des 37. Internationalen Friedenstreffens in Berlin
Als Vertreterinnen und Vertreter der Weltreligionen haben wir uns in Berlin im Geist von Assisi versammelt, um für den Frieden zu beten. Berlin ist ein geschichtsträchtiger Ort: Er steht für die Erinnerung an den Krieg und an die Mauer, die Europa teilte. Hier haben wir erkannt, dass keine Mauer ewig Bestand hat. Im Jahr 1989 fand hier eine friedliche Revolution statt, die die Kraft der Freiheit zeigte. Unser Wunsch ist, dass die sichtbaren und unsichtbaren Mauern fallen, die die Völker voneinander trennen: in Europa, in Asien, in Afrika, in Amerika und auch für die Migranten, die über das Mittelmeer vor Kriegen fliehen! Die Mauern in den Herzen sollen fallen: die Mauern, die uns blind machen und uns nicht sehen lassen, dass wir Schwestern und Brüder sind!
Heute spüren wir stärker unsere Verantwortung und werden gemeinsam zu Bittstellern für den Frieden. Es reicht nicht, vorsichtig zu sein, es ist an der Zeit, Mut zu zeigen! Deshalb rufen wir im Namen derer, die keine Stimme haben: "Kein Krieg ist ewig!" Frieden bedeutet nicht, sich mit der Ungerechtigkeit abzufinden. Frieden bedeutet, den Teufelskreis des Konflikts zu durchbrechen, der sich endlos zu wiederholen droht und den niemand mehr zu beherrschen scheint.
Krieg ist die Verneinung des gemeinsamen Schicksals der Völker, er ist die Niederlage der Menschheit. Diejenigen, die ihn entfesseln, tragen eine große Verantwortung vor der Menschheit. Der Krieg entstellt das Menschlichste in uns. Heute besteht die Gefahr, dass der Krieg ewig währt, seine Folgen sich ausweiten und weit entfernte Völker betreffen. Der Einsatz tödlicher Waffen ist schrecklich, weil er so viele Menschen tötet, Trauer sät und schwere Umweltschäden verursacht.
Der Krieg macht uns blind und lässt uns die Erinnerung daran verlieren, wer wir sind. Kriege, Pandemien und Klimawandel, Vertreibung von Bevölkerungsgruppen und Ungerechtigkeit wirken sich auf alle Menschen aus. Kein Volk und kein Kontinent können sich der Illusion hingeben, immun zu sein. Lasst uns im Dienst einer geistigen Einheit daran arbeiten, den Sinn für unser gemeinsames Schicksal wiederzuentdecken. Machen wir diese globale Welt menschlicher: Die anderen sind unsere Brüder und Schwestern! In den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wurde der Traum von einem gemeinsamen Europa und einer Welt geboren, in der die Völker gleichwertige Geschwister sind. Dies ist die Zukunft, die wir aufbauen wollen!
Wir sind uns bewusst, dass es uns entweder gelingen wird, die Kriege zu beenden, oder die Kriege die Menschheit beenden werden. Die Welt ist ein gemeinsames Haus für alle: Sie wurde uns als Erbe gegeben und wir müssen sie als solches den künftigen Generationen hinterlassen. Befreien wir sie von dem nuklearen Alptraum! Beginnen wir wieder mit der Abrüstungspolitik, stoppen wir jetzt den Lärm der Waffen.
Dafür müssen wir den Frieden wagen und den Mut aufbringen, miteinander zu reden, solange noch Kriege herrschen. Papst Franziskus sagte vor einem Jahr im Kolosseum, "Die Leidenden haben das unantastbare Recht, im Namen des Leids, das sie erlitten haben, um Frieden zu bitten, und sie verdienen es, gehört zu werden“. Wir spüren die Dringlichkeit, den unterdrückten Schrei nach Frieden zu hören. Auch in Zeiten, in denen die Waffen noch sprechen, schwächt der Dialog nicht die Gerechtigkeit, sondern schafft die Voraussetzungen für eine neue Architektur der Sicherheit für alle.
Lasst uns gemeinsam wieder mit dem Dialog beginnen, der die wirksamste Medizin für die Versöhnung der Völker ist. Frieden ist immer möglich!
Berlin, 12. September 2023